Annie Leibovitz wurde als Teil einer jüdischen Familie geboren und wuchs in einer Umgebung auf, die von häufigen Versetzungen ihres Vaters in der US Air Force geprägt war. Auf den vielen Touren erlebte Annie die Welt durch das Autofenster bereits in einer gerahmten Form. Ihre Mutter war Tanzlehrerin für modernen Tanz und damit ein erster künstlerischer Einfluss für Annie. Das Familienleben filmte die Mutter mit einer 8mm Kamera und Annie kam dadurch früh mit einem der Fotografie sehr ähnlichem Medium in Kontakt. Auch die 50 gerahmten Bilder auf dem Klavier ihrer Großmutter spielten eine Rolle, denn bis heute liebt es Annie, Familienportraits zu fotografieren und bezeichnet die alten Fotos ihrer eigenen Familie als eine ihrer größten Inspirationen. Die vielen Prominenten, die Annie in all den Jahren fotografieren durfte, wirken vielleicht nicht zuletzt deshalb menschlich und familiär.

 

Die frühen Jahre einer noch unbekannten Fotografin

Zur Zeit des Vietnamkriegs war Annies Vater als Offizier auf der Clark Airforce Base auf den Philippinen stationiert, während sich der Rest der Familie gegen den Krieg aussprach.

Annies Schwester lebte zu dieser Zeit im sicheren Berkeley und ihre Eltern entschieden, dass Annie dort ebenfalls gut aufgehoben wäre. Annie bezog ein kleines Apartment mit Freunden. Ihr Ziel war es, Kunstlehrerin zu werden und sie schrieb sich 1968 am San Francisco Art Institute ein. Bereits in den ersten kunsthistorischen Vorlesungen stellte sie fest, dass sie, um Lehrerin zu werden, zunächst selbst künstlerische Fähigkeiten entwickeln musste. Ihre erste Intention war es, eine Malerin zu werden und noch heute wirkt so manches ihrer Kunstwerke geradezu malerisch.

Nachdem Annie ein Jahr Malerei studiert hatte, holte sie der Vater zu einem Besuch auf die Philippinen. Im Rahmen dieser Reise landete Annie mit ihrer Mutter schließlich in Japan, wo sie, eher aus einer Urlaubslaune heraus, ihre erste Kamera, eine Minolta SRT101, erwarb. Sie machte die ersten Bilder, die Sie in der Dunkelkammer der Airforce Base entwickelte.

Wieder in San Francisco, besuchte sie einen Workshop für Fotografie, was letztlich zu einer tiefen Leidenschaft für das Medium führte. Dieser Workshop hatte eine dauerhafte Wirkung auf Annies künstlerische Reise. Sie war fasziniert von der Fähigkeit, einen Moment vor der Kamera in nur wenigen Stunden auf ein anderes Medium zu übertragen und damit für die Ewigkeit festzuhalten. Annie genoss die magischen Momente der Transformation in der Dunkelkammer.

Die Ausbildung am San Francisco Art Institute basierte sehr auf der Arbeit von Robert Frank und Henri Cartier-Bresson, deren dokumentarische Bilder Annie zeigten, welche Möglichkeiten sich durch die Fotografie ergaben. Zwei Bücher beeinflussten Sie dabei besonders, Robert Franks „The Americans“ und Henri Cartier-Bressons „The Decisive Moment“. Es war eine neue und moderne Art der Fotografie, die durch tragbare Kameras personalisierte Reportagen ermöglichte und eine dokumentarische snapshot aesthetic schuf. Dank der kompakten Kameras konnte auch Annie sehr persönliche Fotografien direkt am Schauplatz des Geschehens einfangen. Sie nahm Bilder immer dann auf, wenn sie das Gefühl hatte, dass es sich gerade um den richtigen Moment für ein Foto handelte. Es gab keinen Auftrag, keine Bezahlung. Es war eine Zeit der absoluten fotografischen Freiheit. Annie konnte sich diese Freiheit allerdings auch später bewahren, denn sie wurde oft beauftragt, um ihre einzigartige Sichtweise und künstlerische Sprache, ihren Stil, in ihre Arbeit einzubringen. Sie wurde bezahlt, um Annie zu sein. Aber der Reihenfolge nach.

 

Rolling Stones Magazin – Eine Familie der besonderen Art

Im Jahr 1970 tauchte Annie mit einer Tasche voller Fotos beim Art Director des erst drei Jahre alten Rolling Stone Magazins auf und es begann eine jahrelange Zusammenarbeit mit dem Magazin, denn der junge Herausgeber Jann Wenner war von Annies Arbeiten sofort beeindruckt. Nach nur zwei Jahren wurde sie die Cheffotografin der Zeitschrift. Arbeiten beim Rolling Stone Magazin bedeutete nicht nur, einfach eine bezahlte Stelle zu haben, sondern auch Teil einer Familie zu sein und den Geist des Magazins zu leben. Es war eine Kultur der Leidenschaft und Kreativität, in der man die Möglichkeit hatte, neue Ideen auszuprobieren und sich weiterzuentwickeln.

 

Richard Nixon leaving the White House after his resignation as President, Washington, D.C., 1974

Als Richard Nixon abdanken musste, war Annie keine akkreditierte Fotografin, sondern stand etwas abseits des Geschehens. Sie fotografierte die kleinen Details. Als die meisten Fotografen die Szenerie schon längst verlassen hatten, gelang Annie diese unglaubliche Aufnahme. Richard Nixon leaving the White House after his resignation as President, Washington, D.C., 1974
Photo: Annie Leibovitz

 

Annie genoss große Freiheit seitens des Magazins, aber auch dadurch, dass sie zu dieser Zeit noch unbekannt war und Fotos machen konnte, ohne dass sie direkt erkannt wurde. Aus dieser anonymen Position konnte sie sowohl inhaltlich als auch technisch frei experimentieren. Oft war es so, dass dann die Fotos selbst den Themenkatalog für die nächste Ausgabe des Magazins lieferten.

Annie hatte schon damals das Talent, ihre Umgebung durch die Fotografien einzufangen. Sie wurde Teil einer Gruppe und verbrachte mehrere Tage im Leben derjenigen, die sie fotografierte – darunter Fleetwood Mac, Andy Warhol und die Rolling Stones. Mick Jagger bat Annie 1975 eine Tour der Band als Fotografin zu begleiten und Annie nutze die Chance, trotz des Abratens von Jann Wenner, der befürchtete Annie als Drogensüchtige zurückzubekommen, was sich später tatsächlich bewahrheiten sollte.

Als Tourfotograf bei den Rolling Stones eröffnete sie sich eine neue Welt, in der sie viele Städte sah, in den besten Hotels schlief und auch in die Abgründe des Tourlebens blickte. Sie fotografierte nicht nur die Künstler, sondern auch die Begeisterung des Publikums und die Hingabe der Fans. Natürlich beeinflusst das jeweilige Umfeld auch die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und wer sich mit Personen wie Keith Richards oder dem Rolling Stone Autor Hunter S. Thompson umgibt, erschließt sich eine ganze Fülle an Einflüssen und Erfahrungen. Irgendwie passte das aber auch in die damalige Zeit.

Als das Rolling Stone Magazine zu einer kommerzielleren Publikation wurde, zog es nach New York City. Bea Feitler hatte inzwischen, nicht zuletzt wegen Annies Beharren, die künstlerische Leitung des Magazins übernommen. Für Annie eine sehr glückliche Entscheidung, denn sie hob die Fotografie von Annie auf ein neues Level. Jedes Shooting wurde fortan präzise vorausgeplant, es gab Ziele, die es mit dem Foto zu erreichen galt und Settings, die den Bildern den passenden Rahmen verliehen. Diese Arbeitsweise markierte den Beginn einer besonderen Kreativität in Annies Fotografie. Ein bekanntes Beispiel ist das Foto von Bette Midler auf einem Bett aus Rosen. In dieser Zeit entstand auch das letzte Foto von John Lennon zusammen mit Yoko Ono, welches Annie nur wenige Stunden vor dessen Tod aufnahm und welches dann als Coverbild des Rolling Stones Magazins erschien. Jann Wenner bezeichnete die Aufnahme in Anlehnung an Michelangelos Pietà, einer Skulptur, welche die Mutter Gottes Maria zeigt, die den toten Körper ihres Sohnes Jesus auf ihren Knien hält, als die Pietà unserer Zeit.

 

Annie Leibovitz SUMO

Annie fotografierte die beiden in der liebevollen Pose und war für den gleichen Abend auch noch für Aufnahmen im Studio verabredet. Dazu sollte es jedoch nie kommen, denn in der Zwischenzeit fiel John dem Attentat zum Opfer. John Lennon and Yoko Ono, New York City, December 8, 1980
Photo: Annie Leibovitz

 

Jung und aufstrebend – Vanity Fair

Mit der Unterstützung von Bea Feitler eröffnete sich für Annie alsbald die Möglichkeit, für das gerade aufblühende Magazin Vanity Fair zu arbeiten. Allerdings stand dies im Widerspruch zu ihrer damaligen Arbeit beim Rolling Stone Magazine und dem übermäßigen Drogenkonsum in deren Umfeld. Annie musste sich distanzieren, den althergebrachten Regeln des Rock-Business abschwören und stattdessen neue Wege gehen. Annie selbst sagte einst: „Ich habe mir professionelle Hilfe geholt und es war geschafft. Ich nahm einen tiefen, tiefen, tiefen Atemzug und ging weiter.“

Whoopi Goldbergs Portrait in einer milchgefüllten Badewanne oder das weltweit bekannte Cover der nackten und hochschwangeren Demi Moore sind Beispiele für Annies Arbeiten bei Vanity Fair. Die letztere Fotografie sorgte für einige Diskussionen zur Freizügigkeit und geschönten Vorbildern und dafür, dass die Ausgabe in einem braunen Cover erschien, was die Verkäufe allerdings noch mehr ankurbelte. Später wurde die Pose unzählige Male mit Berühmtheiten wie Cindy Crawford, Jessica Simpson, Serena Williams und Claudia Schiffer nachgestellt. Auch Melania Trump zeigte sich auf einem von Annies Bildern 2006 schwanger vor dem Privatjet des späteren Präsidenten, der auf dem gleichen Bild in seinem Mercedes-Benz SLR McLaren posierte.

 

Annie Leibovitz SUMO

Photos: Annie Leibovitz

 

Susan Sontag

1988 traf Annie auf die Autorin, Fotokritikerin und Essayistin Susan Sontag, die fortan eine intellektuelle Bereicherung für Annies Leben werden sollte. Durch sie wuchs der Anspruch, den Annie an sich selbst hatte. Annie sprach davon, dass die Messlatte höher gelegt wurde. Die beiden ergänzten sich und profitierten voneinander. Susan erwartete eine größere Ernsthaftigkeit in Annies Arbeiten und forderte Annie. Obwohl sie niemals zusammenlebten, also sich zumindest keine gemeinsame Wohnung teilten, hatte diese Beziehung über zehn Jahre Bestand – bis zu Sontags Tod im Jahr 2004.

Mit ihren herausragenden Bildern hatte Annie 1991 die Ehre, als erste Frau und zweite lebende Fotografin in der National Portrait Gallery in Washington ausgestellt zu werden.

Im Jahr 1993 rief Susan Sontag Annie in eine Situation, die sie niemals zuvor erlebt hatte: Sie holte sie an den Ort des Bürgerkriegs in Sarajevo. Dort sollte Annie das Ausmaß der Zerstörung dokumentieren, das Krieg und Gewalt verursacht hatten. Der krasse Gegensatz zu den glamourösen Fotos von Prominenten, die normalerweise auf dem Titelblatt stehen, war unübersehbar. Annies Bilder lieferten Zeugnis vom Leid der Bevölkerung.

Zurück in den Staaten standen die Prominenten wieder Schlange, um von Annie fotografiert zu werden, denn sie hatte ihre Anonymität zu dieser Zeit längst verloren und selbst den Status eines Stars erreicht.

Dass die Fotografien oft im Auftrag erfolgten, stand der Qualität der Bilder nicht im Weg. Wir müssten auf einige der größten Malereien der gesamten Kunstgeschichte verzichten, wenn es bestellte Werke nicht gäbe. Michelangelos bezaubernde Freskomalereien in der Sixtinischen Kapelle sind nur eines von vielen Beispielen für Werke, die aufgrund des Einsatzes und der Beharrlichkeit ihres Auftraggebers zustande kamen.

Kaum ein Schauspieler, Politiker oder Model, welches nicht von Annie fotografiert wurde. Selbst die Queen of England stand oder vielmehr saß einst vor der Linse der Fotografin. Eine Geschichte der eigenen Art, denn die BBC berichtete von einem Eklat zwischen den beiden, was sich hinterher aber als Falschmeldung rausstellte. Einige Jahre später kam es anlässlich des neunzigsten Geburtstags der Queen zu einer weiteren Bildserie mit der Monarchin.

 

Die Amex, Gap und GotMilk Kampagnen

Es folgten Kampagnen für AMEX, Gap und GotMilk, die einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Werbung hatten. Es waren Kampagnen, die über die Wahrnehmung von Mode hinausgingen und Botschaften vermittelten. „Do the (red) Thing“ und „Let’s Gap Together“, aber auch „Got milk?“ waren Projekte, die gesellschaftliche Themen ansprachen und das Bewusstsein für wichtige Anliegen stärkten. Die Kampagnen setzten auf Kreativität und Interaktion und schafften es durch interessante, innovative Projekte die Spannung zwischen Kunst und Kommerz abzubauen.

 

Die mächtigste Frau der Mode

Annies Werke erregten auch die Aufmerksamkeit von Anna Wintour, der Chefredakteurin der US-amerikanischen Ausgabe der Vogue. Ab 1998 arbeitete Annie regelmäßig für die Zeitschrift. Auch wenn Annies Fokus zuvor nie auf der Fashion-Fotografie lag, passte sie gut zum Magazin, denn dort fand ohnehin eine Verschiebung, weg von Modells hin zu prominenteren Persönlichkeiten statt. Sie porträtierte Berühmtheiten und Designer, ihre Fotografien präsentierten sich als einzigartige Kunstwerke, voller Leben und Charme.

Marken wie Prada, Dior oder Louis Vuitton ließen sich von ihrem Talent begeistern und buhlten um sie als Fotografin für ihre Kampagnen. Mit Annies Kreativität schaffte es jedes Label, eine unverwechselbare Ästhetik zu kreieren und dadurch mehr Aufmerksamkeit zu generieren.

Eine große Ähnlichkeit zeigt sich zwischen der „Alice im Wunderland“ Serie mit Natalia Vodianova in der US Vouge 2003 und den späteren Arbeiten für Disney. Ob Taylor Swift als Rapunzel oder Jeff Bridges und Penélope Cruz als die Schöne und das Biest – in den märchenhaften Bildern wurde eine Fantasywelt eingefangen und zum Leben erweckt. Auch später arbeitete Disney wieder mit Annie, um Werbung für die Star Wars Filme in der Vanity Fair zu veröffentlichen.

 

Bigotterie, Kontroversen – Likes & Dislikes

Annies Bilder lösten auch viele Kontroversen aus und beeinflussten damit die Kultur und den Umgang mit bestimmten Themen. So wurde wegen des Fotos der jungen Miley Cyrus, das vermeintlich zu viel Haut zeigte, so viel Druck aufgebaut, dass sich die Sängerin und Disney zu einer Entschuldigung veranlasst fühlten.

Ihr Cover des Vanity Fair Magazins mit Caitlyn Jenner, dem ersten Bild nach deren Coming-Out als Transgenderfrau, war ein Meilenstein der LGBTQI+-Bewegung. Die Fotografien zeigten genau wie Caitlyn gesehen werden wollte.

Kurz vor der Fußball Weltmeisterschaft 2022 erntete dann ein Bild Millionen von Likes in den sozialen Netzwerken. Annies Foto zeigte Cristiano Ronaldo und Lionel Messi bei einer Party Schach auf einem Louis Vuitton Koffer. Das Bild wurde von den Usern nachgestellt, analysiert und viel diskutiert. Teilweise wurde es als das beste Bild aller Zeiten bezeichnet.

Zuletzt sorgten die Fotografien von Volodymyr Zelenskyy und seiner Frau Olena für die Vouge wieder für Diskussionen. Während manche die Darstellung des Ehepaars als eine romantisierte Darstellung des Krieges kritisieren, betonen andere den wichtigen Beitrag der Fotografien zur Erhöhung der Aufmerksamkeit für das ukrainische Volk. Weiterhin wurde die Frage aufgeworfen, ob solch politisch aufgeladene Bilder in einem Mode Magazin erscheinen müssen oder dadurch trivialisiert werden.

 

Annie ist und bleibt Annie

Wer mit den Rockstars feiert, die exzentrischen Fashion Ikonen erst zu eben diesen werden lässt, wer Politiker und Schauspieler dieser Welt ins rechte Licht zu setzen versteht und währenddessen Teil dieses ganzen Rummels ist, wird selbst zu einer lebenden Legende, die den Zeitgeist beeinflusst. Der Status der „Living Legend“ wurde Annie tatsächlich von der Library of Congress verliehen. Eine Auszeichnung die bis 2018 für kreative Beiträge zum amerikanischen Leben vergeben wurde.

 

 

In den letzten Jahrzehnten hat uns Annie Leibovitz eindrucksvolle Bilder beschert, die nicht nur die amerikanische Kultur beeinflusst haben. Ihre Bilder haben dazu beigetragen, Fotografie als Kunstform zu etablieren. Mit ihrer unverwechselbaren Ästhetik und dem Mut, Grenzen in der Fotografie zu durchbrechen, hat sie vielen anderen Fotografinnen und Fotografen den Weg bereitet. Durch die Verwendung von theatralischen Elementen, Farben und Lichteffekten hat Annie neue Wege gefunden, um Menschen und Dinge zu porträtieren und hat dabei eine ganz eigene künstlerische Sprache entwickelt. Dabei ist die Kamera nur Mittel zum Zweck und die Entstehung ihrer Bilder ist auf viele weitere Komponenten, wie beispielsweise der Vorbereitung und Nachbearbeitung angewiesen. Annie ist hier klar mehr Künstlerin als Fotografin und lässt in einem aufwendigen Prozess eben diese Bilder entstehen, die uns alle so begeistern.

Viele Kompositionen erinnern tatsächlich an Gemälde. Alles findet hier zusammen: Die dokumentarische Genauigkeit der ersten Jahre, der Glamour des prominenten Umfelds, die künstlerische Begeisterung, die schon von der Mutter in die Wiege gelegt wurde, die richtige Vorbereitung und ein ausgefeiltes Setting zum Erreichen des Ziels, dank Bea Feitler, der Intellekt Susan Sontags und die jahrelange Erfahrung aus den unzähligen Shootings mit den unterschiedlichsten Kunden. Keiner dieser Pfeiler dürfte fehlen, denn alle diese Faktoren der Entwicklung von Annie sind wichtig für die heute entstehenden Kunstwerke. Ihre Reportagearbeit ist dabei nie verschwunden und ihre Werke werden als Teil der Geschichte die Zeit überdauern.

 

Der SUMO mit den Ausmaßen eines japanischen Kriegers

Als Benedikt Taschen Helmut Newton vor 15 Jahren fragte, wer für ein weiteres SUMO Buch geeignet wäre, antwortete dieser „Annie“.

Mit ihrer abwechslungsreichen und bewegten Karriere ist Annie geradezu für einen gewaltigen SUMO Band prädestiniert. Das Buch im Riesen-Format erforderte mehrere Jahre Entwicklungszeit und die 26 Kilogramm schwere Edition von 9.000 Exemplare erschien 2014. Mit einem von Marc Newson entworfenem Buchständer kostet das Buch 7.500 € und es sind nur noch wenige Exemplare bei TASCHEN erhältlich.

 


TASCHEN

Annie Leibovitz SUMO

Annie Leibovitz, Steve Martin, Graydon Carter, Hans Ulrich Obrist, Paul Roth

Hardcover im Schuber, 50 x 69 cm, 26 kg, 476 Seiten

€ 7.500

taschen.com

 

Der Entstehungsprozess des Buches ist auch als eine Art Belohnung für Annie zu verstehen. Viel Zeit und Energie ist in die Bilder geflossen und erst durch das Anhalten und Betrachten der Ergebnisse wird die Entwicklung auch für die Künstlerin hinter den Werken deutlich. Eine solche Reflexion hilft dabei, sich neue Ziele zu setzen und bereit für neue Herausforderungen zu sein.

 

Annie Leibovitz Portrait

 

Keinesfalls ist dieses Buch als Retrospektive zu verstehen, denn die Arbeiten von Annie dauern noch an und wir dürfen uns hoffentlich noch auf viele weitere Kunstwerke freuen.

Inzwischen gibt es auch eine unlimitierte XXL-Ausgabe die zwar „nur“ 5.8 Kg wiegt, aber dennoch die umfangreiche Reise durch Annies Leben abbildet. Für nur 125 € holt man sich so die Inhalte des SUMOs in einem Hardcover-Schuber ins eigene Heim, den das berühmte Keith Haring Foto ziert.

 

Annie Leibovitz - Partnerlink

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Eine Aufnahme von der Annie sagt, dass das Shooting aufregender war, als das Bild vermuten lässt. Sie beobachtete Keith dabei, wie den Raum gestaltete und, einer Idee Annies folgend, seinen eigenen Körper bemalte. Die beiden entschieden sich dann, zum Times Square zu fahren, um weitere Aufnahmen zu machen. Dort stellten Sie erstaunt fest, dass es fast keine Aufmerksamkeit erzeugte, vollständig bemalt und mit dem eigenen Körper als lebendiges Kunstwerk nackt den Times Square entlang zu spazieren.

 

Annie Leibovitz SUMO

Photos: Annie Leibovitz

 

Der SUMO – ein gigantischer Koloss von 5,8 Kilogramm – ist die ultimative Manifestation von Annies bisherigem Lebenswerk. Dieses fotografische Tagebuch ist kein schnödes Archiv vergangener Errungenschaften, sondern eine wahrhaft bunte Sightseeing-Tour durch Annies wildes Leben. Wie Annies Fotografien selbst, ist der SUMO gewaltig und unvergesslich.

 

Titelbild: Jack Nicholson, Mulholland Drive, Los Angeles, 2006 Photo: Annie Leibovitz